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 Die Gewerkschaft
Ehendunamandu Offline




Beiträge: 16.090

31.01.2006 11:24
RE: Tarifrunde 2006 Zitat · Antworten

"Deutliche Lohnerhöhungen sind finanzierbar"

Interview mit Berthold Huber

In wenigen Wochen startet die Tarifrunde. direkt sprach mit dem Zweiten Vorsitzenden der IG Metall, Berthold Huber.

direkt: Was spricht für bis zu 5 Prozent?

Huber: Wir gehen dieses Jahr von einer Preissteigerungsrate von über 2 Prozent und einem Anstieg der gesamtwirtschaftlichen Produktivität von ebenfalls rund 2 Prozent aus.
In der Metallwirtschaft wird die Produktivität noch deutlich höher liegen.
Deshalb und angesichts der enormen Gewinnsteigerungen und Exportrekorde sind deutliche Lohnerhöhungen finanzierbar. Und sie sind wirtschaftlich vernünftig, um die zu schwache Binnennachfrage zu beleben.

direkt: Die IG Metall will die Beschäftigten in der Tarifrunde stärker als bisher beteiligen...

Huber: Wir haben es mit einer neuen Qualität des Kapitalismus zu tun, der nur auf Stärke reagiert.
Darum müssen wir heute jeden Tag und in jedem Betrieb in der Lage sein, Tarifabschlüsse - gut - umzusetzen. Nur dort, wo wir eine starke Mitgliederbasis haben, kann uns das gelingen.

direkt: Die IG Metall will den Flächentarifvertrag stärken. Zugleich vereinbart sie Abweichungen. Passt das denn zusammen?

Huber: Natürlich.
Zum einen werden Abweichungen vom Tarifvertrag nur nach festgelegten Kriterien mit der IG Metall vereinbart. Die wirtschaftlichen Probleme müssen nachgewiesen werden. Es muss daneben tarifvertraglich festgelegte Zugeständnisse geben, zum Beispiel Investitionen und dass keine Arbeitsplätze abgebaut werden. Die wirtschaftliche Lage in den Unternehmen, auch innerhalb einer Branche, stellt sich heute sehr unterschiedlich dar. Darum brauchen wir Flexibilität, Atmungsmöglichkeiten innerhalb des Tarifsystems, und zwar nicht nur nach unten, sondern auch nach oben. So stärken wir den Flächentarifvertrag.

direkt: In dieser Tarifrunde soll es auch um Innovation gehen.

Huber: Die deutsche Wirtschaft ist auf hochqualitative, hochtechnologische und hochinnovative Produkte angewiesen. Sonst hat sie keine Chance auf dem Weltmarkt. Bei vielen Anträgen auf Abweichungen vom Tarifvertrag mussten wir feststellen, dass in diesen Betrieben über Jahre hinweg nicht investiert worden war. Oft gab es seit 5 bis 10 Jahren kein neues Produkt. Wir dürfen also Innovationen nicht den Arbeitgebern überlassen, sondern müssen sie selbst zum Thema in den Betrieben machen - also Mitsprache per Tarifvertrag! Es geht dabei um sichere Arbeitsplätze.

direkt: Darum auch Vereinbarungen zu Qualifikation?

Huber: Ja. Wohlstand und Arbeitsplätze in Deutschland hängen ganz wesentlich von der Qualifikation der Menschen ab, die die Güter herstellen. Nach allen OECD-Statistiken gehören aber die Betriebe in Deutschland zu denen, die am wenigsten in Weiterbildung investieren. Es bilden sich vor allem die weiter, die schon hoch qualifiziert sind. Frauen und An- und Ungelernte, die das größte Arbeitsmarktrisiko haben, bleiben meist außen vor.

direkt: Ein weiteres Thema sind vermögenswirksame Leistungen. Wie geht es da weiter?

Huber: Die Metall-Arbeitgeber haben sich allen Verhandlungen verweigert. Darum wollen wir zuerst einmal den alten Tarifvertrag wieder in Kraft setzen. Ich bin optimistisch, dass wir das schaffen. Zugleich wollen wir eine Verhandlungsverpflichtung für die verbindliche Verwendung der vermögenswirksamen Leistungen für Altersvorsorge festlegen.

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