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Dieses Thema hat 5 Antworten
und wurde 151 mal aufgerufen
 Rund um die Frau
_Anne_ ( gelöscht )
Beiträge:

28.10.2008 09:28
RE: Geburtsberichte Leonie und Jakob Zitat · Antworten

Würde ich nur von der Geburt unserer Tochter berichten, wäre das schnell erzählt. Ich darf etwas weiter ausholen.
11. Juli 2003 - letzter Schultag vor den großen lang ersehnten Sommerferien. Urlaub wird wohl ausfallen, den hatten wir auch schon im April, andere Aktivitäten werden sich auf ein Mindestmaß beschränken, doch freut sich Lukas in diesem Jahr besonders auf die Ferien, denn er bekommt ein Schwesterchen. "Nächsten Mittwoch halb neun" gibt er der Lehrerin Auskunft auf die Frage, wann seine Schwester geboren wird.
Nächster Mittwoch (= errechneter ET 16. Juli 2003) - da hat er recht, doch halb neun? - keine Ahnung, wie er darauf gekommen ist, noch ob wir das einhalten können?! Egal, mir war jetzt jeder Tag recht, bloß der 17. Juli sollte es bitte nicht sein!
Am Wochenende löste sich der Schleimpfropf, meine Jungs steckten mich in die Badewanne, ab jetzt sollte ich mich nur noch entspannen *genieß
Dienstag 15. Juli 2003 - im Bauch ist alles ruhig, ich fühle mich auch sonst okay, also wie wäre es mit einem Marktbummel? Als ich gerade im Auto sitze, habe ich ein merkwürdiges Gefühl im Bauch und ein bißchen scheint es mir, als ob ich auslaufe. Wahrscheinlich hat mich Leonie gegen die Blase getreten, das kenne ich ja schon seit einigen Wochen. Also fahre ich weiter zum Markt. Dort angekommen fühle ich mich gar nicht mehr wohl, ein leichtes Ziehen im Bauch und die zunehmend nasse Hose, dazu die fast unerträgliche Wärme - der Marktbummel wird abgebrochen. Ich fahre noch beim Aldi vorbei, plündere dort die Tiefkühltruhe und verfluche die lange Warterei an der Kasse. Irgendwie hat niemand mitbekommen, dass ich gerade dabei bin, ein Kind zu bekommen.
Wieder daheim - ich habe noch immer keine einzige Wehe gehabt - ich werde mich ausruhen und warten, bis es richtig los geht. Am Nachmittag hat sich noch immer nichts weiter getan. Ich laufe im Garten herum, zupfe noch ein bißchen am Unkraut, gehe durchs Haus, räume auf und fange schließlich an, die Steine unserer Parkplätze aufzunehmen. Während ich in der Klinik bin, wollen die Jungs (Männe und Sohn) das Pflaster neu anlegen. Nach dieser etwas verrückten Aktion formulierte ich dann den erlösenden Satz: "Wir fahren in die Klinik und lassen nachsehen". Aber vorher sollten meine Jungs noch baden fahren (es war so ein heißer Tag) und anschließend mußte der potentielle große Bruder bei Oma und Opa untergebracht werden.
Gegen 20:00 Uhr kamen wir in der Klinik an. "Sie wollen wohl zum Infoabend?" begrüßte uns die Hebamme und guckte nicht schlecht, weil ich unbedingt schon zur Entbindung kommen wollte. Nee, einen so dicken Bauch hatte ich nicht, ich sah ungefähr so aus, wie andere im 5 oder 6 Monat.
Meine Tasche hatten wir im Auto gelassen, hätte ja sein können, dass sie mich wieder nach hause schicken. Nach den üblichen Aufnahmeformalitäten wurde ich untersucht und die Hebamme schickte meinen Mann, die Tasche zu holen "Ihre Frau bleibt hier!" Die Hebamme hatte etwas später Dienstschluß, als sie sich verabschiedete versicherte sie mir, dass unser Kind schon da wäre, wenn sie wieder zum Dienst antreten würde. Auf einmal war unser Kind ganz nah, denn das würde ja in weniger als 24 Stunden sein. So dachte ich und wurde dann zu Bett geschickt. Ich hatte ein hübsches Einzelzimmer bekommen und wollte unbedingt noch schlafen; wer weiß, wann ich wieder dazu kommen würde. Aber ich war viel zu aufgeregt, hab mich hin- und hergewälzt und schließlich alle Zeitschriften durchgeschmöckert und Zettel gelesen, die ich im Zimmer fand. Irgendwann muß ich doch eingeschlafen sein und am morgen weckte mich meine Mutter *grins Dazu hatte sie lange keine Gelegenheit mehr und nutzte die Gunst der Situation. Sie arbeitet in der gleichen Klinik und hatte Nachtschicht gehabt. Ich war an diesem Morgen ihre letzte Patientin. Naja, jetzt war ich wach und die Warterei ging weiter. Es wurde noch ein CTG geschrieben und noch immer hatte ich keine Wehen. 9:45 Uhr es wird beratschlagt, wie es denn weitergehen soll. Ich entscheide mich für das Gel und das soll gegen 10:30 Uhr gelegt werden. Die Ärztin meinte, dass evtl. durch das Gel auch noch nichts passieren könne und um mich auf eine weitere Wartezeit einzurichten, schickte ich meinen Schatz los, etwas zum Lesen zu organisieren. Aber dann kam alles ganz anders. Kaum war das Gel gelegt, überrollte mich auch schon die erste Wehe - wow, die war heftig und schien gar nicht aufzuhören. Nach lesen war mir nun gar nicht mehr und ich atmete und atmete - eine Wehe nach der anderen, fast ohne Pausen. Nach 2 Stunden war der Muttermund auf 2 cm. Die Hochrechnung, die ich dann anstellte nahm mir fast den Mut - wenn das so weitergeht! Meinem persönlichen Geburtshelfer hatte ich vorher ausführlich erklärt, dass er mir die Hand auf den Unterbauch legen soll, damit ich weiß, wohin ich atmen muß. Jetzt bekam er von der Hebamme einen Rüffler, dass das womöglich die Ursache für die Dauerwehen ohne Pause sein könne. Nach einer weiteren Stunde kam die Hebamme wieder herein und kramte. Da ich gerade mit dem Rücken zu ihr lag, konnte ich nicht sehen, was da passiert war. Mein tapferer Schatz erklärte mir, dass sie alles für das Baby vorbereitet und einen Tisch mit einigen Instrumenten zurechtgeschoben hätte. Vorbereitungen für das Baby? Wärmelampe, Badetuch etc.? Jetzt schon?
Dann wechselte wieder die Schicht und uns begrüßte die Hebamme vom Vorabend. Jetzt war mir schon zum Scherzen, dass wir extra auf sie gewartet hätten. Nach einer kurzen Untersuchung schickte sie mich zur Toilette - ich bekam einen Einlauf - gemein und plötzlich hieß es, gleich wäre unsere Tochter da. Am Telefon bekam jemand die Aufforderung in 10 min noch mal anzurufen - das spornte an. Und tatsächlich, um 14:28 Uhr war Leonie Julianna geboren. Das ging echt schnell, aber was dann passierte entsprach gar nicht mehr meinen Vorstellungen und Erinnerungen. Meinen Sohn hatte ich damals gleich auf den Bauch gelegt gekommen. Nicht so Leonie, ich schaute nach meiner Tochter und sah dort ein blaues Baby und die fliegenden Hände der Hebamme, die Leonie in sekundenschnelle abgenabelt hatte - "hey, das wollte ich doch machen!" dachte ich und wollte endlich meine Tochter in den Armen halten. Aber die Hebamme schnappte sich das Baby und wollte schon nach draußen, aber die Ärztin deutete ihr, dass sie uns unsere Tochter erst zeigen sollte. Später sprach sie von einem Gefühl, dass ihr gesagt hätte, dass Leonies Zustand nichts mit der Geburt sondern mit etwas anderem zusammen hängen müsse. Wir schauten uns unsere Tochter an, für uns war sie das schönste Mädchen, das niedlichste Baby überhaupt. Ihre bläuliche Färbung machte uns jedoch Sorgen und so gaben wir sie gern in die Hände des Kinderarztes. Meinen Mann schickte ich hinterher, er sollte auf sie aufpassen. Leonie kam in ein Wärmebettchen und wurde mit Sauerstoff versorgt. Als der Kinderarzt sie uns wiederbrachte, gratulierte er uns zur Geburt unserer Tochter, er berichtete, was sie alles mit ihr angestellt hätten und das sie gesund sei. Als er dann mitten im Satz abbrach, beschlich mich zum wiederholten Male ein sehr beklemmendes Gefühl, doch habe ich mich nicht getraut nachzufragen. Doch irgendwas stimmte mit unserer Tochter nicht, etwas war anders, dass hatte ich schon während der Schwangerschaft gespürt.
Am späten Nachmittag wurde Leonie mit großem Hallo von ihrem Bruder, Oma und Opa gegrüßt. Lukas gefiel seine Schwester, er hätte sie so gern mal auf den Arm genommen und das sie nicht JULIA heißt, störte ihn nicht sehr. Immerhin hat sie ja von jeden einen Namen bekommen: der Papa wollte eine LEONIE, Lukas hätte gern eine JULIA gehabt und mir hat der Name HANNAH gefallen, daraus entstand ihr Name LEONIE JULIANNA.
Leonie verschlief die ersten 24 Stunden, als sie danach noch immer nicht aufwachen wollte und wohl auch keinen Hunger verspürte wurde es mir unheimlich.
Am 3. Tag wurden wir mit der Möglichkeit einer Trisomie 21 konfrontiert. Leonie wurde Blut abgenommen, um diesen Verdacht zu widerlegen oder zu bestätigen. Das Ergebnis traf am 6. Tag ein. Leonie hat eine zusätzliches Chromosom 21. Einen Tag später haben wir die Klinik verlassen.

_Anne_ ( gelöscht )
Beiträge:

28.10.2008 09:29
#2 RE: Geburtsberichte Leonie und Jakob Zitat · Antworten

Der offiziell errechnete Termin für die Geburt unseres Sohnes war der 27. 06. 2005. Nach meiner persönlichen Rechnung sollte der Termin 4 Tage später sein. Unserem Sohn war es egal, denn beide Termine verstrichen, ohne, dass irgendetwas passierte.

Meine Ärztin betreute mich im 2-Tage-Rhythmus und nachdem der 1. Juli vorbei war, riet sie mir zu einer Fruchtwasserspiegelung. Mein MuMu war aber noch so bombenfest, dass es bei einem Versuch blieb, es tat so höllisch weh, dass ich ihr beinahe vom Stuhl gehüpft wäre.
Meine beiden anderen Kinder waren pünktlich zum Termin geboren, jetzt mussten wir ein wenig warten und es sollte uns nix ausmachen. Ich hatte mich in der Klinik schon angemeldet, die Tasche fuhr ich seit Wochen im Kofferraum spazieren. Alles war vorbereitet. Oma und Opa und die Nachbarn waren in erhöhter Alarmbereitschaft und ich fühlte mich einfach gut vorbereitet.

Am Vormittag des 7. Juli 2005 erhielt ich einen Anruf aus dem Kreisssaal: „Hallo, wir warten hier auf Sie!“ Na Klasse! Das fand ich ja richtig nett. Ich habe aber heute noch keine Lust auf Wehen und Geburt und sowieso am Abend einen Termin zur Vorsorgeuntersuchung. Morgen (Freitag) würde ich mich dann in der Klinik vorstellen, um dann evtl. am Montag zur Einleitung zu kommen. So war der Plan!
Am Abend bin ich dann zur Vorsorge. Dirk war noch arbeiten und hatte sich leider verspätet, also lag ich ein wenig angesäuert auf der Pritsche und beguckte mir die CTG-Kurve, die aus dem Gerät ratterte. Die Wehenkurve zeigte einige Zäckchenchen – ich spürte aber nix - allerdings die dazugehörige Kurve für die Herztätigkeit meines Sohnes gefiel mir gar nicht! Dann kam Dirk, beguckte sich ebenfalls die Kurve und meinte, dass das nicht gut aussieht. Jetzt schossen mir die Tränen in die Augen. Die Ärztin gab uns den Rat, doch gleich in die Klinik zu fahren und nicht erst bis morgen zu warten!
Wir sind noch mal zu O+O, haben Abendbrot gegessen, Lukas und Leni gedrückt und sind dann in die Klinik gefahren. „Ach Mist, jetzt habe ich was gegessen, was ist, wenn die gleich einen Kaiserschnitt machen wollen!?“ Innerlich versuchte ich mich auf alles Mögliche vorzubereiten. Zweimal eingeleitet und jetzt noch ein Kaiserschnitt? Das war alles, was mir in der Sammlung noch fehlte!
Wir kamen auf der Entbindungsstation an und es wurde ein weiteres CTG geschrieben. Das war völlig in Ordnung und mir fiel erstmal ein Stein vom Herzen. Uns war schon wieder nach Scherzen zumute und so entstanden Bilder, die darstellen, dass bei Dirk ein CTG geschrieben wird :kicher:
Da ich ja sowieso am nächsten Tag erwartet wurde, sollte ich auch gleich dableiben und bekam das selbe Zimmer, wie zwei Jahre zuvor, als Leonie geboren wurde – ich konnte mir sogar das selbe Bett aussuchen: psychologischer Aspekt. Ich bereitete mich auf die Nacht vor und versuchte wenigstens ein bisschen zu schlafen.
Am nächsten Morgen zur Visite wurde beratschlagt, wie es denn nun weitergehen soll und es wurde beschlossen, die Geburt einzuleiten. Das CTG vom morgen zeigte keine Wehen und Topwerte für meinen Insider. Ich durfte frühstücken und inzwischen war auch Dirk eingetroffen. Er hatte bestimmt genauso wenig geschlafen wie ich und nicht sehr viel gefrühstückt. Gegen 10.00 Uhr wurde mir ein weheneinleitendes Zäpfchen gelegt und ich belauerte meinen Bauch. Der erwartete Wehensturm (wie bei der Geburt von Leonie) blieb aus – drei Kreuze gemacht. Nach einer halben Stunde durfte ich wieder aufstehen und wir sind zur Cafeteria geschlendert, Dirk hatte Hunger! Unterwegs ging es mir gar nicht gut, zwar hatte ich nur ein leichtes Ziehen im Bauch, so ähnlich wie Menstruationsbeschwerden, aber ich hatte das Gefühl, mir würde jemand den Boden unter den Füßen wegziehen. Dirk hatte Knast, mir war es egal, ich wollte in mein Kreissbett (auch das Selbe, in dem Leni geboren wurde)!
Fast erleichtert sank ich in die Kissen und ließ mich untersuchen – MuMu fingerdurchlässig – die OÄ diskutierte mit mir darüber, dass diese Geburt für mich sehr viel Kopfarbeit sein würde. Das war mir im Vorfeld klar! Ich musste vor allem eins: loslassen!!! Ich nahm es mir ganz fest vor, da meinte die OÄ, dass wir es auch ganz schnell beenden könnten. Sie sprach das Wort nicht aus, aber alles in mir sträubte sich gegen eine Schnittentbindung – ich wollte mich dieser Kopfarbeit stellen und eine spontane Entbindung! Die OÄ untersuchte mich und öffnete die Fruchtblase und dann bekam ich Wehen – nicht so heftig und schmerzhaft und andauernd wie bei Leonie, aber es ging doch gleich ziemlich stark los. Mit der Assistenzärztin verabredete ich mich auf einen Nachmittagkaffee, denn dann sollte das Baby schon da sein :hoffte ich:
Die Hebamme bot mir an, in die große Wanne zu steigen und ich dachte mir, dass ich das auch mal ausprobieren könnte. Ich blieb ziemlich lange in der Wanne, aber dann musste ich wieder ans CTG. Das warme Wasser sollte entspannen und ich mich lockern! Aber am MuMu hatte sich nicht viel getan.

Während ich es bei Leonie genossen hatte, dass Dirk mir die Hand auf den Bauch legte oder mich festhielt, streichelte, massierte konnte ich diesmal keine Berührung ertragen. Dirk bekam den Auftrag, aufzupassen, dass mich niemand während einer Wehe anfasst. Es folgte Wehe auf Wehe und die Zeit verging und ich hatte bereits jedes Zeitgefühl verloren. Die Hebamme lobte mich, wie toll ich atmen würde und dass ich alles richtig mache und dann hörte ich noch, wie sie zu Dirk sagte, dass ich schon ziemlich erschöpft wäre. Sie bot mir ein Schmerzmittel an und ich warf alle Bedenken und Vorurteile über Bord. Niemand fragt nach der Geburt mehr danach, ob ich es mit oder ohne schmerzstillende Mittel geschaffte habe. Es ist unwichtig! Für wen sollte ich den Helden spielen? Ich wollte nur mal eine längere Pause haben und ich stimmte der Spritze zu. Blöderweise bekam ich die Spritze genau während einer Wehe und das Ergebnis war ein total verkrampfter Unterbauch, mir tat alles sehr viel mehr weh als vorher und ich spürte wie sich innerlich alles verschloss. Zu! Jetzt geht nix mehr! Ich konnte nicht mehr mit den Wehen umgehen, Dirk bemühte sich sehr mit mir zu atmen und ich versuchte in den Wehenpausen verzweifelt locker und weich zu werden. Eine PDA erschien mir als letzte Rettung. Okay, ich sollte also eine PDA bekommen, aber dazu musste noch der Aufklärungsbogen unterschrieben werden. Dirk hat mir alles vorgelesen aber ich hatte mehr den Eindruck, er würde mir die PDA ausreden lassen. Ich war sauer und wütend auf ihn. „Ich habe Schmerzen und ich kann mich nicht entspannen! Ich will die PDA und du kannst mir das nicht verbieten! Ich will einen Stift und dann zeig mir, wo ich unterschreiben muss! – ich muss mächtig mit ihm geschimpft haben!
Hmm, nun war die Ärztin da und alles vorbereitet, war das Problem, dass mich ja niemand anfassen sollte. Ich nahm mir ganz fest vor, mich zusammenzureißen, es auszuhalten, bloß nicht zu wackeln, der Lohn dafür, würden weniger Schmerzen, die Möglichkeit zum Entspannen sein! Nur noch diese eine Wehe und dann klammerte ich mich an Dirk und er hielt mich fest, damit ich ja nicht wegzucken oder sonst irgendwie wackeln könnte.
Oh tat das gut, für einen Moment konnte ich mich richtig entspannen, zwar spürte ich die Wehen noch, aber sie taten nicht mehr so weh, ich konnte auch endlich wieder einen klaren Gedanken fassen und nun warteten wir … die Geräusche aus dem Nachbarzimmer ließen vermuten, dass dort die Geburt in der Endphase war – ich fand es ein wenig ungerecht, denn diese Frau, war doch erst im Verlauf des Nachmittags gekommen. Wieso geht das bei ihr so schnell und bei mir nicht? Die Anästesistin kam und wollte die PDA noch mal auffrischen, da spürte ich plötzlich einen Druck nach unten. Jetzt brauch ich keine PDA mehr, jetzt brauch ich Geburtshelfer, eine Hebamme, einen Arzt oder ich entbinde mit der Anästesistin. Dirk rannte aus dem Zimmer und versuchte jemanden zu finden, der nicht gerade im Kreisssaal nebenan gebraucht wurde und trotzdem Ahnung von Geburtshilfe hat. Er hatte wohl jemanden gefunden, denn ein Team aus Ärzten (gleich mehrere) und Hebammen stürmte das Zimmer, zogen sich schnell noch neue Handschuhe über und ich presste schon! Hauptsache jemand fängt den Kleinen auf, wenn er rausgeschossen kommt! Ich musste einfach pressen! „Ah ein Sternengucker!“ meinte der Arzt und ich sagte „ach noch einer!“ (Lukas war auch ein Sternengucker) – der Arzt guckte mich an, als hätte ich grad was ganz blödes gesagt, aber darüber wollte ich mich nicht ärgern, ich wollte meinen Sohn! Und als ich ihn auf den Bauch und in den Arm gelegt bekam, war das der absolut schönste Moment in meinem Leben. Jeder Schmerz war vergessen und es fiel eine große riesengroße Last von mir ab, die ich bis dahin gar nicht gespürt hatte. In diesem Augenblick war ich mit meinem Körper und dem Schicksal versöhnt und ich war nur noch glücklich und müde.
Der Doc entnahm das Nabelschnurblut zur Einlagerung der Stammzellen. Dirk schnitt tapfer die Nabelschnur durch und alles war so, wie ich es mir immer gewünscht hatte.

Durch die zum Schluss sehr schnelle Geburt war ich ein wenig gerissen und musste mit einigen Stichen genäht werden. Hinterher habe ich erfahren, dass es manchmal sehr schlecht um Jakob stand, er hatte die Nabelschnur dreimal um den Hals gewickelt. Und es wurde noch ausgewertet, dass ich die PDA unbedingt gebraucht habe, weil ich nach der Spritze sehr verkrampft war. Nach vollendeter Geburt im Nebenzimmer hätte man mit mir über einen Kaiserschnitt gesprochen.

Jetzt war ich doch sehr froh, Jakob spontan entbunden zu haben.

Am 12. Juli haben wir die Klinik verlassen und am 16. Juli mit der ganzen Familie Leni`s 2. Geburtstag gefeiert und Jakob Paul vorgestellt.

Jakob Paul, geboren am 8. Juli 2005, zur Abendbrotzeit (war nix mit Kaffee mit der Assistenzärztin) 19.37 Uhr, 54 cm, 3640 g (das größte und schwerste Baby, das ich je hatte), Apgar 10/10 – Willkommen im Leben

*Ulli* ( gelöscht )
Beiträge:

28.10.2008 17:27
#3 RE: Geburtsberichte Leonie und Jakob Zitat · Antworten

Huhu Anne, ich finde es ganz toll, das du uns schilderst, wie die Geburten deiner Mäuse verliefen. Aber ich muß gestehen, aus Zeitmangel habe ich jetzt nur das von Leonie gelesen. Ich werde am Abend noch mal ausführlicher lesen.

Zu Leonie fällt mir ein, ich hoffe ich trete dir mit den Fragen nicht zu nahe, aber hat man das mit der Trisomie nicht schon in der Schwangerschaft bemerken können???

Oder aber direkt nach der Geburt??? Ich frag nur, da ich, als ich selber noch im KH gearbeitet habe, hatten wir ebenfalls ein Baby das mit Trisomie 21 geboren wurde. Ich finde, man sieht es den Babys direkt an. Man erkennt es an den Augen. Sie haben so große runde Kulleraugen.
Oder fällt es einem als Elternteil nicht selber auf???

Mäusle ( gelöscht )
Beiträge:

28.10.2008 21:31
#4 RE: Geburtsberichte Leonie und Jakob Zitat · Antworten

Also ich bin jetzt hin und weg von den zwei Geburtsberichten!Fand das so toll geschrieben!Hätte echt ewig weiterlesen können!Ganz grosse Klasse!

_Anne_ ( gelöscht )
Beiträge:

28.10.2008 22:32
#5 RE: Geburtsberichte Leonie und Jakob Zitat · Antworten

Zitat
Gepostet von *Ulli*
... Zu Leonie fällt mir ein, ich hoffe ich trete dir mit den Fragen nicht zu nahe, aber hat man das mit der Trisomie nicht schon in der Schwangerschaft bemerken können???



Man hätte schon ... wir haben die Fruchtwasserpunktur abgelehnt ... Gegenfrage: Was hätte das denn geändert?

Zitat
Gepostet von *Ulli*Oder aber direkt nach der Geburt??? Ich frag nur, da ich, als ich selber noch im KH gearbeitet habe, hatten wir ebenfalls ein Baby das mit Trisomie 21 geboren wurde. Ich finde, man sieht es den Babys direkt an. Man erkennt es an den Augen. Sie haben so große runde Kulleraugen.
Oder fällt es einem als Elternteil nicht selber auf???



Da Leni organisch gesund ist, war sie beim Feinscreening nicht auffällig gewesen. Als ich zwei Jahre später mit Jakob schwanger zum Feinscreening kam, hat der Doc auch die LeniBilder noch mal aufgerufen und gemeint, er würde es auch jetzt nicht erkennen. Ich hatte bei Leni eine Ahnung, konnte diese aber nicht benennen.
Bei der Geburt war es so, dass die Hebamme so vier Tage später zu uns gesagt hat, dass sie es gesehen hätte, nachdem der Kopf geboren war. Als Hebamme ist sie nicht berechtigt, die Eltern aufzuklären. Die Ärztin - jung und wohl auch noch unerfahren - hat es nicht erkannt. Und für uns als Eltern war Leni einfach nur ein total süßes Baby - unser Mädchen einfach. Ich habe es ca. 24 Stunden später gesehen, habe aber gedacht, dass die Ärzte mir es sagen würden - müssten, wenn`s so wäre.
Den Kinderarzt, der die Erstversorgung und die U1 gemacht hat, habe ich 2 Jahre später zu der Situation im Kreisssaal befragt. Er meinte, dass man mit Rücksicht auf die besondere hormonelle Situation der Frau nach der Geburt solche Infos nicht gleich an die Mutter gibt, wenn es nicht allzu offensichtlich wäre. Viele haben am Anfang gemeint, man würde Leni das DS nicht ansehen - ich dachte mir dazu nur, dass sie Leni gar nicht richtig angesehen haben, denn man sieht das DS ziemlich deutlich. Selbst unser Hauskinderarzt und meine Hausfrauenärztin haben beim ersten Blick auf Leni das DS nicht erkannt.

Ein typisches Merkmal des DS sind die mandelförmigen Augen (ähnlich dem mongolischen Volk) - Kulleraugen kommen beim DS zwar vor - aber eher selten.

*Ulli* ( gelöscht )
Beiträge:

28.10.2008 22:51
#6 RE: Geburtsberichte Leonie und Jakob Zitat · Antworten

Vielleicht hab ich das mit den Kulleraugen auch falsch beschrieben, kann das schlecht ausdrücken
Aber ich wollte auch sagen, das bei dem DS halt die Augen besonders sind. Ich finde aber, es ist ein ganz besonders liebenswürdiger Blick.
Es ist toll, das Leni sich prächtig entwickelt und das es ihr so gut geht

Klar die Hebamme darf nix sagen, weil das unterliegt nur dem Arzt. Aber ich finde es seltsam, das die anderen das nicht sofort gesehen haben

Für einen als Elternteil zählt nur das Kind und nicht, was das Kind evtl. hat.

Ich glaube ich hätte so eine Fruchtwasseruntersuchung auch nicht machen lassen. Ändern tut es sowieso nichts. Man liebt das Kind doch so wie es ist und freut sich so unglaublich, wie es in einem wächst ...

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